Autor*innenlesung mit Ronya Othmann: Eine eindrückliche Begegnung mit Zeitgeschichte an unserer Sophie-Scholl mit einer unerwarteten persönlichen Wendung
- Sophie-Scholl-Gesamtschule
- 5. Dez.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 5 Tagen

Die mehrfach ausgezeichnete Autorin Ronya Othmann, Tochter einer deutschen Mutter und eines kurdisch-jesidischen Vaters, las im Rahmen der seit 2016 an unserer Schule stattfindenden „Interkulturellen Lesereihe“ vor drei Deutsch-Leistungskursen der Q1 und Schülerinnen und Schüler der EF am 14.11.2025 aus ihrem Roman „Vierundziebzig“.
Der Roman behandelt den Genozid an der jesidischen Bevölkerung von 2014 durch Verbände des IS und die Autorin taucht tief ein in die erschütternden, menschlichen Schicksale. Die Schüler*innen hatten Gelegenheit mit der Autorin, die gleichzeitig auch als Journalistin u.a. für den Spiegel, die taz und Zeit Online arbeitet, ins Gespräch zu kommen.
Ronya Othmann schilderte dabei eindrücklich die Geschehnisse im irakischen Gebiet Shingal, wo der sogenannte Islamische Staat (IS) das „vierundsiebzigste genozidale Massaker“ an den Jesiden verübte. Mit bewegenden Worten berichtete sie von der Flucht ihrer Familie und den dramatischen Umständen, unter denen viele Menschen in die Berge flohen, um dem Terror zu entkommen.
Die Lesung wurde für die Schülerinnen und Schüler und auch für mich besonders emotional, als ein Schüler der EF seine eigenen Erfahrungen teilte: Er erzählte von der eigenen dramatischen Flucht seiner Familie mit ihm als Achtjährigen aus seiner Heimat und zeigte Fotos, die die Zerstörung seines Zuhauses dokumentieren.
Viele Zuhörerinnen und Zuhörer waren sichtlich berührt, selbst ein leises Weinen war zu hören. Es wurden persönliche Fragen gestellt, etwa zum Umgang mit dem eigenen Privileg, in Sicherheit leben zu dürfen, oder zur Verbindung zwischen dem Islam und den Taten des IS. Ronya Othmann betonte, dass auch viele Muslime Opfer des IS wurden und berichtete von weiteren Schicksalen, die sie bei einem Besuch in einem Flüchtlingslager erlebt hatte.

Die Autorin machte deutlich, wie wichtig es sei, wachsam gegenüber Hetze und Ausgrenzung zu bleiben, da sie oft Vorboten von Gewalt und Genozid seien. Sie zog Parallelen zu anderen historischen Ereignissen und mahnte, dass solche Entwicklungen nie „aus dem Nichts“ entstehen würden.
Die Veranstaltung führte den Schülerinnen und Schülern eindrücklich vor Augen, dass Lebensgeschichten von Menschen mit Fluchterfahrung und die Auseinandersetzung mit historischen und aktuellen Konflikten ein wichtiger Bestandteil unserer gemeinsamen Geschichte sind. Die Lesung regte dazu an, über Schicksale und individuelle Erfahrungen nachzudenken und diese in den gesellschaftlichen Diskurs einzubeziehen.
Wir danken Ronya Othmann sehr für ihren Besuch und ihre Offenheit, die diese Lesung für uns zu einem sehr besonderen und lehrreichen Erlebnis gemacht haben.
Ein ausführlicher Bericht, der dieses Ereignis an unserer Schule sehr würdigte, ist im RGA von Johanna Tüntsch mit dem Titel „Wenn Völkermord plötzlich ganz nah ist“ am 14.11.2025 veröffentlicht worden.
Iris Grundei














